Die Projektmethode stellt einen zentralen Bestandteil der Ausbildereignungsverordnung (AEVO) dar und ist damit für jeden, der den Ausbilderschein (AdA-Schein) erwerben möchte, von großer Bedeutung. Im Kern handelt es sich um eine handlungsorientierte Lehrmethode, bei der Auszubildende an komplexen, praxisnahen Aufgabenstellungen arbeiten, die einen direkten Bezug zur beruflichen Realität aufweisen. Anders als beim klassischen Frontalunterricht steht bei der Projektmethode das eigenständige Erschließen von Wissen und Fähigkeiten im Vordergrund.
Die AEVO legt besonderen Wert auf diese Methode, da sie die Handlungskompetenz der Auszubildenden umfassend fördert und sie auf die komplexen Anforderungen des Berufsalltags vorbereitet. Für angehende Ausbilder, die den AdA-Schein anstreben, ist das Verständnis und die kompetente Anwendung der Projektmethode daher unverzichtbar. Sie müssen in der Lage sein, Lernprojekte zielgerichtet zu planen, durchzuführen und nachzubereiten, um den Auszubildenden optimale Lernbedingungen zu bieten und sie zu selbstständigem Handeln zu befähigen.
Die Projektmethode nach AEVO folgt einem strukturierten Ablauf, der sich in verschiedene Phasen gliedert. Diese systematische Vorgehensweise stellt sicher, dass Lernprojekte zielgerichtet und effektiv umgesetzt werden können.
In dieser Phase werden die Grundlagen für das Projekt geschaffen. Der Ausbilder definiert zunächst die Lernziele, die mit dem Projekt erreicht werden sollen, und formuliert eine praxisnahe Aufgabenstellung, die für die Auszubildenden relevant und motivierend ist.
Beispiel: In einem Ausbildungsbetrieb für Elektroniker könnte die Aufgabe lauten: "Konzeption und Installation einer energieeffizienten Beleuchtungsanlage für die neue Werkshalle unter Berücksichtigung der aktuellen Energiesparverordnung."
In der Planungsphase erarbeiten die Auszubildenden – idealerweise in Teams – einen detaillierten Plan zur Umsetzung des Projekts. Sie gliedern das Gesamtprojekt in Teilaufgaben, legen Verantwortlichkeiten fest, erstellen einen Zeitplan und identifizieren die benötigten Ressourcen.
Beispiel: Die Auszubildenden erstellen einen Projektplan, der folgende Elemente umfasst:
In dieser Phase setzen die Auszubildenden ihren Plan in die Tat um. Sie beschaffen Informationen, treffen Entscheidungen, lösen auftretende Probleme und realisieren die geplanten Arbeitsschritte. Der Ausbilder nimmt dabei eine begleitende, beratende Rolle ein und greift nur ein, wenn es wirklich notwendig ist.
Beispiel: Die Auszubildenden führen Marktrecherchen durch, vergleichen verschiedene LED-Systeme, berechnen den Energieverbrauch, erstellen Schaltpläne, installieren die ausgewählten Leuchten und nehmen die Anlage in Betrieb.
Parallel zur Durchführung findet eine kontinuierliche Überwachung des Projektfortschritts statt. Die Auszubildenden reflektieren regelmäßig ihre Arbeit, überprüfen die Einhaltung von Zeitplänen und die Qualität der Zwischenergebnisse und nehmen bei Bedarf Anpassungen vor.
Beispiel: Die Auszubildenden führen wöchentliche Teambesprechungen durch, in denen sie den aktuellen Stand dokumentieren, auftretende Probleme besprechen und ihre Planung anpassen, wenn sich beispielsweise bestimmte LED-Modelle als ungeeignet erweisen.
Nach Abschluss der inhaltlichen Arbeiten präsentieren die Auszubildenden ihre Ergebnisse. Dies kann in Form einer Dokumentation, einer Präsentation oder durch die Vorführung des entstandenen Produkts geschehen. Anschließend erfolgt eine gemeinsame Auswertung, bei der sowohl die fachlichen Ergebnisse als auch der Lern- und Arbeitsprozess reflektiert werden.
Beispiel: Die Auszubildenden präsentieren ihre installierte Beleuchtungsanlage, erläutern die technischen Details und den zu erwartenden Energieeinspareffekt und reflektieren gemeinsam mit dem Ausbilder den Projektverlauf, aufgetretene Schwierigkeiten und gewonnene Erkenntnisse.
Eine besondere Stärke der Projektmethode liegt in ihrer Nähe zur beruflichen Praxis. Ein weiteres anschauliches Beispiel aus dem kaufmännischen Bereich verdeutlicht dies:
Auszubildende erhalten die Aufgabe, eine Sonderverkaufsaktion für ein neues Produktsortiment zu planen und durchzuführen. Sie analysieren die Zielgruppe, entwickeln ein Marketingkonzept, planen die Warenpräsentation, kalkulieren Preise, führen die Aktion durch und werten anschließend den Erfolg aus. Dieses Projekt deckt zahlreiche Ausbildungsinhalte ab (Marketinggrundlagen, Preiskalkulation, Warenpräsentation, Verkaufsgespräche etc.) und vermittelt zugleich übergreifende Kompetenzen wie Teamarbeit und Selbstorganisation.
Die Projektmethode bietet gegenüber traditionellen Unterrichtsmethoden zahlreiche Vorteile, die sie zu einem unverzichtbaren Instrument in der modernen beruflichen Ausbildung machen. Sie entspricht in besonderem Maße den Anforderungen der AEVO, die eine kompetenzorientierte Ausbildung fordert, bei der die Auszubildenden befähigt werden, berufliche Handlungssituationen selbstständig zu bewältigen.
Die wesentlichen Vorteile der Projektmethode lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Ein wesentlicher Aspekt ist der hohe Zeitaufwand, den die Durchführung von Projekten erfordert. Nicht immer lässt sich dieser mit den betrieblichen Anforderungen und dem engen Zeitplan der Ausbildung vereinbaren. Besonders in Ausbildungsberufen mit umfangreichen Rahmenlehrplänen kann es schwierig sein, ausreichend Zeit für tiefgehende Projekte zu finden.
Auch stellt die Projektmethode hohe Anforderungen an die Ausbilder. Sie müssen nicht nur fachlich kompetent sein, sondern auch über ausgeprägte methodisch-didaktische Fähigkeiten verfügen, um Projekte zielgerichtet zu planen und die Lernenden angemessen zu begleiten. Nicht alle Ausbilder verfügen über diese Kompetenzen oder die notwendige Erfahrung mit projektorientierten Lehrmethoden.
Zudem eignet sich die Projektmethode nicht gleichermaßen für alle Lerninhalte und Lernziele. Grundlegende Kenntnisse und Fertigkeiten müssen oft erst auf andere Weise vermittelt werden, bevor sie in Projekten angewendet und vertieft werden können. Rein theoretische Inhalte oder sehr spezifische Fertigkeiten lassen sich manchmal effizienter durch andere Methoden vermitteln.
Eine weitere Herausforderung liegt in der Leistungsbeurteilung bei Projektarbeiten. Da die Auszubildenden oft in Teams arbeiten und die individuellen Beiträge nicht immer klar abgrenzbar sind, kann eine gerechte Beurteilung der Einzelleistungen schwierig sein. Zudem ist die Bewertung von Prozesskompetenzen generell anspruchsvoller als die Bewertung reiner Fachkompetenz.
Nicht zuletzt kann die Projektmethode leistungsschwächere oder weniger selbstständige Auszubildende überfordern. Sie benötigen möglicherweise mehr Struktur und Anleitung, als die Projektmethode typischerweise vorsieht. Hier ist eine sorgfältige Differenzierung und gezielte Unterstützung durch den Ausbilder erforderlich.
Die Projektmethode findet in nahezu allen Bereichen der beruflichen Bildung Anwendung, wobei Art und Umfang der Projekte je nach Ausbildungsberuf, Betriebsgröße und Branche variieren können. Im Rahmen der AEVO wird sie als eine zentrale Methode der handlungsorientierten Ausbildung betrachtet und entsprechend gefördert.
In technischen Ausbildungsberufen wie Mechatroniker, Elektroniker oder IT-Systemelektroniker bieten sich Projekte besonders an, bei denen konkrete Produkte entwickelt oder technische Systeme konzipiert und realisiert werden. Hier können die Auszubildenden beispielsweise eigenständig ein Steuerungssystem programmieren, eine automatisierte Fertigungseinheit aufbauen oder eine Netzwerkinfrastruktur planen und einrichten.
Im kaufmännischen Bereich werden oft betriebswirtschaftliche Projekte durchgeführt, etwa die Planung und Durchführung einer Marketingkampagne, die Entwicklung eines Vertriebskonzepts oder die Optimierung von Geschäftsprozessen. Auch die Simulation von Unternehmensgründungen oder die Arbeit in Übungsfirmen folgen häufig dem projektmethodischen Ansatz.
Im Handwerk sind Kundenprojekte prädestiniert für die Anwendung der Projektmethode. Auszubildende können beispielsweise als Team die Planung und Ausführung eines Kundenauftrags übernehmen – vom ersten Kundengespräch über die Kalkulation und Materialbestellung bis hin zur eigentlichen handwerklichen Leistung und der abschließenden Rechnungsstellung.
Besonders intensiv wird die Projektmethode häufig in der überbetrieblichen Ausbildung eingesetzt, wo spezielle Lehrwerkstätten optimale Bedingungen für umfangreiche Projektarbeiten bieten. Hier können Auszubildende verschiedener Betriebe gemeinsam an komplexen Aufgabenstellungen arbeiten und dabei von der fachlichen Begleitung spezialisierter Ausbilder profitieren.
Auch in Berufsschulen hat die Projektmethode mittlerweile einen festen Platz. Moderne Lehrpläne sehen oft explizit Projektphasen vor, in denen verschiedene Lernfelder integrativ bearbeitet werden. Diese schulischen Projekte ergänzen idealerweise die betriebliche Ausbildung und ermöglichen eine Vertiefung der theoretischen Grundlagen in praxisnahen Anwendungskontexten.
Nicht zuletzt spielt die Projektmethode eine wichtige Rolle in der Vorbereitung auf die Abschlussprüfung. In vielen Ausbildungsberufen umfasst die Prüfung mittlerweile projektartige Elemente wie betriebliche Aufträge, Arbeitsproben oder komplexe Situationsaufgaben. Durch regelmäßige Projektarbeit während der Ausbildung werden die Auszubildenden optimal auf diese Prüfungsformate vorbereitet.
Die AEVO-Prüfung zum Erwerb des AdA-Scheins besteht aus einem schriftlichen und einem praktischen Teil, wobei besonders im praktischen Teil die Projektmethode sowohl als Prüfungsinhalt als auch als methodisches Instrument eine wichtige Rolle spielt. Angehende Ausbilder können die Projektmethode in verschiedenen Kontexten der AEVO-Prüfung einsetzen und ihre Kompetenzen in diesem Bereich nachweisen.
Im Rahmen der praktischen Prüfung müssen die Prüflinge eine Ausbildungssituation planen, durchführen und auswerten. Hier bietet sich die Projektmethode besonders an, da sie die vom Prüfungsausschuss erwartete Handlungsorientierung ideal umsetzt. Der Prüfling kann beispielsweise eine projektartige Aufgabenstellung konzipieren, die mehrere Ausbildungsinhalte integrativ verbindet und die Selbstständigkeit der Auszubildenden fördert. Dies demonstriert nicht nur methodische Kompetenz, sondern entspricht auch den Grundprinzipien moderner Berufsausbildung.
Ein konkretes Beispiel wäre eine simulierte Ausbildungssituation, in der der Prüfling mit den (fiktiven) Auszubildenden ein Mini-Projekt plant, etwa die Erstellung eines Werkstücks oder die Lösung einer komplexen betrieblichen Aufgabe. Dabei kann der Prüfling zeigen, wie er die verschiedenen Projektphasen strukturiert, die Auszubildenden anleitet ohne sie zu bevormunden und den Lernprozess zielgerichtet begleitet.
Auch in der Präsentation der eigenen Ausbildungssituation, die Teil der praktischen Prüfung ist, kann der Prüfling die Grundprinzipien der Projektmethode aufgreifen. Er kann darlegen, warum er sich für diese Methode entschieden hat, welche konkreten Lernziele und Kompetenzen damit gefördert werden sollen und wie er den Lernerfolg überprüfen wird. Eine reflektierte Begründung der methodischen Entscheidung zeigt dem Prüfungsausschuss die didaktische Kompetenz des angehenden Ausbilders.
Darüber hinaus ist die Projektmethode selbst ein wichtiger Prüfungsinhalt. Im schriftlichen Teil der AEVO-Prüfung können Fragen zur Planung, Durchführung und Evaluation von Lernprojekten gestellt werden. Eine fundierte theoretische Kenntnis der Projektmethode, ihrer Phasen, Vor- und Nachteile sowie Einsatzmöglichkeiten ist daher für den Prüfungserfolg unverzichtbar.
Nicht zuletzt kann der Prüfungsausschuss im Fachgespräch, das Teil der praktischen Prüfung ist, gezielt nach der Projektmethode fragen – etwa nach Beispielen für mögliche Projektthemen im jeweiligen Ausbildungsberuf, nach Strategien zum Umgang mit auftretenden Schwierigkeiten während der Projektarbeit oder nach Möglichkeiten der Leistungsbeurteilung bei Projekten. Eine souveräne und praxisnahe Beantwortung solcher Fragen unterstreicht die Ausbildungskompetenz des Prüflings.
Die Projektmethode entfaltet ihr volles Potenzial häufig erst in Kombination mit anderen Lehrmethoden der AEVO. Eine geschickte Verknüpfung verschiedener methodischer Ansätze ermöglicht eine ganzheitliche Ausbildung, die den unterschiedlichen Lerntypen und Lerninhalten gerecht wird und sowohl grundlegende Kenntnisse als auch komplexe Handlungskompetenzen vermittelt.
Sinnvolle Kombinationsmöglichkeiten der Projektmethode mit anderen Lehrmethoden umfassen:
Die Projektmethode stellt einen Eckpfeiler der modernen beruflichen Bildung dar, wie sie in der Ausbildereignungsverordnung (AEVO) verankert ist. Sie ermöglicht eine handlungsorientierte, praxisnahe Ausbildung, die Auszubildende auf die komplexen Anforderungen des beruflichen Alltags vorbereitet und ihre ganzheitliche Handlungskompetenz fördert.
Die besondere Stärke der Projektmethode liegt in ihrer Nähe zur beruflichen Realität. Indem Auszubildende komplexe Aufgabenstellungen eigenständig bearbeiten, erwerben sie nicht nur fachliches Wissen und berufsspezifische Fertigkeiten, sondern entwickeln zugleich zentrale überfachliche Kompetenzen wie Problemlösefähigkeit, Teamfähigkeit und Selbstorganisation. Diese ganzheitliche Kompetenzentwicklung entspricht den Kernzielen der AEVO und bereitet