Die Sechs-Stufen-Methode, auch als Analytische Methode bekannt, ist ein zentrales didaktisches Konzept innerhalb der Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO). Die AEVO bildet die rechtliche Grundlage für die Qualifikation von Ausbildern in Deutschland und ist Voraussetzung für den Erwerb des Ausbildereignungsscheins, häufig als "AdA-Schein" (Ausbildung der Ausbilder) bezeichnet. Diese Verordnung legt fest, welche berufs- und arbeitspädagogischen Fähigkeiten Ausbilder nachweisen müssen, um Auszubildende kompetent durch ihre Berufsausbildung zu führen.
Im Kern ist die Sechs-Stufen-Methode ein strukturiertes, schrittweises Vorgehen zur Vermittlung von praktischen Fertigkeiten und Kenntnissen. Sie wurde entwickelt, um komplexe Arbeitsabläufe und Tätigkeiten systematisch und nachvollziehbar zu vermitteln. Dabei berücksichtigt sie verschiedene Lernebenen: vom Verstehen über das Nachahmen bis hin zum selbständigen Anwenden. Die Methode basiert auf dem Grundsatz, dass praktische Fertigkeiten am besten durch eine Kombination aus Erklärung, Demonstration und eigenständigem Üben erlernt werden.
Als fester Bestandteil der AEVO-Prüfung und der praktischen Ausbildungsarbeit bietet die Sechs-Stufen-Methode Ausbildern einen verlässlichen Rahmen, um Lehrinhalte strukturiert zu vermitteln und gleichzeitig die individuellen Bedürfnisse und Lerntempi der Auszubildenden zu berücksichtigen. Sie ist besonders für die Vermittlung von handwerklichen und technischen Fertigkeiten geeignet, findet aber auch in vielen anderen Ausbildungsbereichen Anwendung.
Die Sechs-Stufen-Methode gliedert den Lernprozess in sechs klar definierte, aufeinander aufbauende Phasen. Jede dieser Stufen erfüllt einen spezifischen Zweck im Lernprozess und trägt dazu bei, dass Auszubildende neue Fertigkeiten systematisch und nachhaltig erlernen können. Im Folgenden werden die einzelnen Stufen ausführlich erläutert und mit praktischen Beispielen veranschaulicht.
Die erste Stufe schafft die Grundlage für den gesamten Lernprozess. Sie umfasst drei wesentliche Komponenten:
Beispiel: Ein Ausbilder im Bereich Elektronik möchte seinen Auszubildenden das Löten einer elektronischen Schaltung beibringen. In der Vorbereitungsphase stellt er sicher, dass alle Lötkolben funktionieren, ausreichend Lötzinn und Leiterplatten vorhanden sind und die Arbeitsplätze mit Absaugvorrichtungen ausgestattet sind. Er bereitet eine Präsentation vor, die die Grundlagen des Lötens erklärt, und überlegt sich, wie er an das bereits vorhandene Wissen der Auszubildenden anknüpfen kann. Zudem erstellt er einen Zeitplan für die Unterrichtseinheit und definiert klare Lernziele.
In dieser Phase demonstriert der Ausbilder die zu erlernende Tätigkeit und erklärt gleichzeitig jeden Handlungsschritt.
Schlüsselelemente
Beispiel: Beim Löten einer elektronischen Schaltung zeigt der Ausbilder zunächst die richtige Handhabung des Lötkolbens. Er erklärt, dass dieser nie ohne Halterung abgelegt werden darf und demonstriert die korrekte Temperatureinstellung. Anschließend zeigt er Schritt für Schritt, wie ein Bauteil auf einer Leiterplatte platziert und verlötet wird. Dabei erläutert er, worauf es bei einer guten Lötstelle ankommt (glänzende Oberfläche, ausreichende aber nicht übermäßige Menge Lötzinn) und welche Fehler vermieden werden sollten (kalte Lötstellen, Lötbrücken). Die Demonstration erfolgt so, dass alle Auszubildenden einen guten Blick auf den Vorgang haben.
In dieser Phase übernehmen die Auszubildenden eine aktivere Rolle:
Kernaspekte
Beispiel: Nach der Demonstration bittet der Ausbilder einen Auszubildenden, den Lötvorgang in eigenen Worten zu beschreiben: "Zunächst stelle ich den Lötkolben auf 320°C ein und warte, bis er aufgeheizt ist. Dann verzinne ich die Lötspitze, um eine bessere Wärmeübertragung zu gewährleisten. Das Bauteil positioniere ich so auf der Leiterplatte, dass die Anschlussdrähte durch die vorgesehenen Löcher geführt werden. Nun erhitze ich sowohl den Anschlussdraht als auch die Lötfläche für etwa 2-3 Sekunden und führe dann das Lötzinn zu – nicht direkt an die Lötspitze, sondern an die erhitzte Verbindungsstelle." Der Ausbilder achtet auf korrekte Fachbegriffe und das Verständnis des Prozesses.
In dieser Phase führen die Auszubildenden die Tätigkeit selbstständig aus, während der Ausbilder beobachtet und bei Bedarf eingreift:
Wesentliche Elemente
Beispiel: Die Auszubildenden beginnen nun, eigenständig Bauteile auf ihre Leiterplatten zu löten. Der Ausbilder geht umher, beobachtet die Arbeit und gibt individuelles Feedback: "Du führst den Lötkolben sehr präzise, gut gemacht! Achte aber darauf, dass du ihn nicht zu lange an einer Stelle hältst, sonst könntest du die Leiterplatte beschädigen." Bei einem anderen Auszubildenden bemerkt er, dass dieser zu viel Lötzinn verwendet: "Ich sehe, dass du sicherstellen möchtest, dass das Bauteil gut haftet. Allerdings kann zu viel Lötzinn zu Kurzschlüssen führen. Lass mich dir zeigen, wie du die optimale Menge dosierst." Der Ausbilder demonstriert die Korrektur direkt am Arbeitsplatz des Auszubildenden.
In dieser Phase vertiefen und festigen die Auszubildenden ihre neu erworbenen Fähigkeiten durch wiederholtes Üben:
Charakteristika
Beispiel: Nachdem alle Auszubildenden die Grundtechnik des Lötens verstanden haben, erhalten sie verschiedene Übungsaufgaben: zunächst das Löten einfacher Verbindungen, dann das Anbringen verschiedener Bauteiltypen (Widerstände, Kondensatoren, ICs) und schließlich das Löten einer kompletten, einfachen Schaltung. Der Ausbilder ermutigt zum gegenseitigen Austausch und zur Selbstkorrektur, steht aber für Fragen zur Verfügung. Schnellere Lernende erhalten anspruchsvollere Aufgaben, während andere mehr Zeit zum Üben der Grundlagen bekommen.
Zentrale Aspekte
Beispiel: Am Ende der Lerneinheit zum Thema Löten erhält jeder Auszubildende die Aufgabe, selbstständig eine kleine Schaltung zu löten. Der Ausbilder bewertet anhand eines Kriterienkatalogs: Funktionsfähigkeit der Schaltung, Qualität der Lötstellen, Sauberkeit der Arbeit, Einhaltung der Sicherheitsvorschriften und Effizienz des Arbeitsprozesses. Im anschließenden Feedback-Gespräch werden Stärken und Verbesserungspotenziale besprochen: "Deine Lötstellen sind sauber und zuverlässig, die Schaltung funktioniert einwandfrei. Für die Zukunft könntest du noch an deiner Arbeitsplatzorganisation feilen, um effizienter zu arbeiten. Insgesamt hast du die Technik aber sehr gut umgesetzt."
Die sechste und abschließende Stufe der Sechs-Stufen-Methode ist die Kontrolle und Bewertung. Diese Phase ist entscheidend für den nachhaltigen Lernerfolg und die kontinuierliche Weiterentwicklung der Auszubildenden. Sie umfasst mehrere wichtige Aspekte:
Kernelemente der Bewertungsstufe
Ziele der Bewertungsstufe
Methoden der Bewertung
Die Bewertungsstufe bildet den Abschluss des strukturierten Lernprozesses nach der Sechs-Stufen-Methode, leitet aber gleichzeitig über zu neuen Lernprozessen, indem sie Entwicklungspotenziale aufzeigt und den Auszubildenden zu kontinuierlicher Verbesserung motiviert. Eine professionell durchgeführte Bewertung ist damit ein wesentlicher Schlüssel für den langfristigen Ausbildungserfolg.
Beispiel: Nach Abschluss aller Lötübungen bewertet der Ausbilder die fertiggestellten Schaltungen. Er prüft systematisch die Funktionalität jeder Schaltung mit einem Multimeter und begutachtet die Qualität der Lötstellen. In einem individuellen Gespräch erhält jeder Auszubildende detailliertes Feedback: "Deine Lötstellen sind gleichmäßig und sauber ausgeführt, die Schaltung funktioniert einwandfrei. Bei den IC-Sockeln könntest du noch präziser arbeiten. Insgesamt zeigst du bereits gutes handwerkliches Geschick und eine sorgfältige Arbeitsweise. Als nächstes werden wir komplexere SMD-Komponenten löten."
Durch die systematische Anwendung dieser sechs Stufen wird sichergestellt, dass Auszubildende nicht nur theoretisches Wissen erwerben, sondern dieses auch praktisch umsetzen können. Die Methode berücksichtigt verschiedene Lerntypen und -phasen und führt schrittweise zur Selbstständigkeit der Lernenden.
Die Sechs-Stufen-Methode hat sich in der beruflichen Bildung als äußerst effektives didaktisches Konzept etabliert. Ihre strukturierte Herangehensweise bietet zahlreiche Vorteile, die sowohl Ausbildern als auch Auszubildenden zugutekommen und zu einer nachhaltigen Kompetenzentwicklung beitragen.
Die klare Struktur und der systematische Aufbau der Methode geben beiden Seiten Orientierung und Sicherheit im Lernprozess. Der schrittweise Kompetenzaufbau, der vom angeleiteten zum selbstständigen Handeln führt, ermöglicht eine tiefgreifende Verankerung des Gelernten und fördert gleichzeitig die Eigenverantwortung der Lernenden.
Diese Vorteile machen die Sechs-Stufen-Methode zu einem wertvollen Werkzeug in der berufspädagogischen Praxis, das sowohl den Anforderungen der modernen Arbeitswelt als auch den Bedürfnissen der Lernenden gerecht wird.
Eine zentrale Herausforderung liegt in der Zeitintensität der Methode. Die sechs aufeinanderfolgenden Stufen erfordern eine ausreichende zeitliche Planung, die im hektischen Ausbildungsalltag nicht immer gegeben ist. Insbesondere für einfache Tätigkeiten oder bei Zeitdruck kann die Methode unverhältnismäßig aufwendig erscheinen.
Die starke Fokussierung auf das Vormachen und Nachmachen kann kreatives Denken und innovative Problemlösungsansätze einschränken. Auszubildende lernen primär, einen vorgegebenen Weg nachzuvollziehen, weniger jedoch, eigene Lösungswege zu entwickeln. Dies kann zu einer gewissen Abhängigkeit vom Ausbilder führen und die Entwicklung von Transferfähigkeit hemmen.
Für theoretische Inhalte oder abstrakte Konzepte ist die Sechs-Stufen-Methode nur bedingt geeignet. Sie wurde ursprünglich für die Vermittlung praktischer, sichtbarer Fertigkeiten konzipiert und stößt bei der Vermittlung von komplexem Faktenwissen oder theoretischen Zusammenhängen an ihre Grenzen.
Auch die starke Lehrerzentriertheit in den ersten Phasen kann problematisch sein. Die Methode setzt voraus, dass der Ausbilder als primäre Wissensquelle fungiert und die "richtige" Vorgehensweise demonstriert. Dies entspricht nicht immer modernen konstruktivistischen Lerntheorien, die den aktiven Aufbau von Wissen durch die Lernenden selbst betonen.
Ein weiterer kritischer Punkt betrifft die Berücksichtigung unterschiedlicher Lerntypen und Vorwissensstände. Während die Methode durch ihren multisensorischen Ansatz zwar verschiedene Lernkanäle anspricht, kann die starre Sequenzierung der Stufen für manche Lernende hinderlich sein. Besonders fortgeschrittene Auszubildende könnten sich durch das schrittweise Vorgehen unterfordert fühlen.
Zudem ist die Methode stark auf individuelle Lernprozesse ausgerichtet und berücksichtigt weniger die Potenziale des kollaborativen Lernens. In einer zunehmend auf Teamarbeit ausgerichteten Arbeitswelt kann dies als Einschränkung gesehen werden.
Diese Grenzen verdeutlichen, dass die Sechs-Stufen-Methode als ein Werkzeug im didaktischen Repertoire eines Ausbilders verstanden werden sollte, nicht als alleinige Lehrmethode. Die bewusste Kombination mit anderen methodischen Ansätzen und die flexible Anpassung an spezifische Lernziele und -kontexte sind entscheidend für ihren erfolgreichen Einsatz.
Die Sechs-Stufen-Methode findet ihren Einsatz in einer Vielzahl von Ausbildungskontexten und Branchen. Aufgrund ihrer klaren Struktur und praktischen Orientierung hat sie sich besonders in handwerklichen, technischen und gewerblich-industriellen Berufsfeldern etabliert, wo die Vermittlung praktischer Fertigkeiten im Vordergrund steht.
Im Handwerk ist die Methode geradezu traditionell verankert. Ob in der Tischlerei, Elektroinstallation, im Metallbau oder in der Bäckerei – überall dort, wo handwerkliches Geschick und präzise Arbeitsabläufe gefragt sind, bietet die Sechs-Stufen-Methode einen bewährten Rahmen für die Weitergabe von Fertigkeiten. Der Meister, der seinem Lehrling zeigt, wie man einen perfekten Schweißpunkt setzt, ein Werkstück ausmisst oder einen Hefeteig zubereitet, wendet oft intuitiv die Prinzipien dieser Methode an.
In der industriellen Fertigung spielt die Sechs-Stufen-Methode ebenfalls eine zentrale Rolle. Bei der Einarbeitung an Maschinen und Produktionsanlagen, beim Erlernen von Qualitätssicherungsmaßnahmen oder bei der Vermittlung von Montagetechniken ermöglicht sie eine systematische und sichere Heranführung an komplexe technische Prozesse. Besonders in sicherheitsrelevanten Bereichen, wo Fehler kostspielig oder gefährlich sein können, schätzen Ausbilder die gründliche und schrittweise Herangehensweise.
Auch im kaufmännischen Bereich findet die Methode Anwendung, insbesondere bei praxisorientierten Tätigkeiten wie der Bedienung von Kassensystemen, der Durchführung von Inventuren oder der Anwendung von Buchführungssoftware. Hier steht weniger die handwerkliche Geschicklichkeit im Vordergrund, sondern vielmehr die korrekte Abfolge von Arbeitsschritten und die Einhaltung von Verfahrensregeln.
Im Gesundheits- und Pflegebereich wird die Sechs-Stufen-Methode genutzt, um praktische Pflegetechniken, hygienische Maßnahmen oder den Umgang mit medizinischen Geräten zu vermitteln. Die klare Struktur und die Möglichkeit zur individuellen Betreuung während des Lernprozesses sind hier besonders wertvoll, da präzises Arbeiten oft direkte Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Patienten hat.
In der IT-Branche kommt die Methode zum Einsatz, wenn es um die Vermittlung praktischer Fertigkeiten geht, etwa bei der Hardware-Installation, der Netzwerkkonfiguration oder dem Umgang mit spezifischer Software. Die Kombination aus Demonstration, Erklärung und betreutem Üben erleichtert den Einstieg in komplexe technische Systeme.
Darüber hinaus findet die Sechs-Stufen-Methode auch in Schulungskontexten außerhalb der klassischen dualen Ausbildung Anwendung: In betrieblichen Einarbeitungsphasen, bei der Qualifizierung von Quereinsteigern oder in der Erwachsenenbildung wird sie genutzt, um praktische Kompetenzen effektiv zu vermitteln.
Ein besonderer Anwendungsbereich liegt in der Ausbildung der Ausbilder selbst. Im Rahmen der AEVO-Prüfung müssen angehende Ausbilder nachweisen, dass sie die Sechs-Stufen-Methode nicht nur theoretisch verstanden haben, sondern auch praktisch anwenden können. In der praktischen Prüfung wird oft verlangt, eine Unterweisung nach dieser Methode zu konzipieren und durchzuführen, was ihre zentrale Bedeutung im deutschen Ausbildungssystem unterstreicht.
Die breite Anwendung in unterschiedlichen Branchen und Kontexten verdeutlicht die Flexibilität und Praxistauglichkeit der Sechs-Stufen-Methode. Ihre Grundprinzipien – klare Strukturierung, multimodale Vermittlung und schrittweise Heranführung an selbstständiges Handeln – haben sich über viele Jahrzehnte bewährt und sind auch in der modernen Berufsbildung nicht wegzudenken.
Die AEVO-Prüfung stellt für angehende Ausbilder eine entscheidende Hürde dar, um die Berechtigung zur Ausbildung junger Menschen im dualen Bildungssystem zu erlangen. Die Sechs-Stufen-Methode nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein und ist nicht nur prüfungsrelevantes Wissen, sondern auch ein praktisches Werkzeug für die Prüfungsvorbereitung und -durchführung.
In der AEVO-Prüfung, die zum Erwerb des AdA-Scheins führt, wird von den Prüflingen erwartet, dass sie sowohl theoretisches Wissen über didaktische Methoden besitzen als auch deren praktische Anwendung beherrschen. Die Prüfung gliedert sich typischerweise in einen schriftlichen und einen praktischen Teil, wobei die Sechs-Stufen-Methode in beiden Teilen relevant ist.
Im schriftlichen Prüfungsteil können Fragen zur theoretischen Grundlage der Sechs-Stufen-Methode gestellt werden: Was sind die einzelnen Stufen? Welche didaktischen Überlegungen stehen dahinter? Für welche Ausbildungssituationen ist die Methode besonders geeignet? Hier zeigt der Prüfling sein Verständnis der methodischen Grundlagen und demonstriert die Fähigkeit, didaktische Entscheidungen begründen zu können.
Der Schwerpunkt liegt jedoch meist auf dem praktischen Prüfungsteil, in dem der Prüfling eine Unterweisung planen, durchführen und reflektieren muss. Hier kann die Sechs-Stufen-Methode als strukturgebender Rahmen dienen und dem Prüfling Sicherheit geben. Eine typische Aufgabenstellung könnte lauten: "Führen Sie eine Unterweisung zum Thema X durch und setzen Sie dabei die Sechs-Stufen-Methode ein."
In der Vorbereitungsphase auf diesen praktischen Prüfungsteil erstellt der Prüfling einen detaillierten Unterweisungsentwurf, der die sechs Stufen klar ausweist und für jede Stufe konkrete Inhalte, Methoden und Medien vorsieht. Dieser Entwurf dient nicht nur als Leitfaden für die Durchführung, sondern wird oft auch von den Prüfern bewertet und sollte daher sorgfältig ausgearbeitet werden.
Während der praktischen Unterweisung, die meist mit anderen Prüfungsteilnehmern als "Auszubildenden" durchgeführt wird, demonstriert der Prüfling dann seine Fähigkeit, die Methode situationsgerecht umzusetzen. Dabei kommt es nicht nur auf die konsequente Einhaltung der sechs Stufen an, sondern auch auf deren flexible Ausgestaltung entsprechend dem Lerninhalt und der Zielgruppe.
Besonders beachtet werden sollte:
Nach der Unterweisung folgt in der Regel ein Reflexionsgespräch, in dem der Prüfling seine methodischen Entscheidungen begründen und alternative Vorgehensweisen diskutieren sollte. Hier zeigt sich, ob er die Sechs-Stufen-Methode nicht nur anwenden, sondern auch kritisch reflektieren kann.
Für die erfolgreiche Anwendung der Sechs-Stufen-Methode in der AEVO-Prüfung ist es ratsam, im Vorfeld mehrfach Unterweisungen zu üben und Feedback von erfahrenen Ausbildern einzuholen. Videoaufzeichnungen können dabei helfen, das eigene Auftreten zu analysieren und zu optimieren. Auch das Studium von Beispielunterweisungen und die Auseinandersetzung mit typischen Prüfungsfragen zur Sechs-Stufen-Methode sind empfehlenswerte Vorbereitungsmaßnahmen.
Die souveräne Beherrschung der Sechs-Stufen-Methode signalisiert den Prüfern, dass der angehende Ausbilder über ein fundiertes didaktisches Verständnis verfügt und in der Lage ist, Lernprozesse strukturiert und zielführend zu gestalten – zentrale Kompetenzen, die für die Ausbildertätigkeit unerlässlich sind.
Gerade in der modernen Ausbildungspraxis zeigt sich, dass eine flexible Kombination mit anderen Lehrmethoden der AEVO oft zu noch besseren Lernergebnissen führen kann. Diese Kombinationsmöglichkeiten eröffnen Ausbildern vielfältige Wege, um die Sechs-Stufen-Methode an unterschiedliche Lerntypen, Ausbildungsinhalte und situative Anforderungen anzupassen.
Die Sechs-Stufen-Methode der AEVO hat sich als fundamentaler Bestandteil der Ausbildereignungsverordnung etabliert und bietet ein gut durchdachtes, strukturiertes Gerüst für die Vermittlung beruflicher Handlungskompetenzen. Ihre klare Gliederung in die Phasen Vorbereiten, Vormachen, Nachmachen, Üben, Kontrollieren und Bewerten ermöglicht eine systematische und nachvollziehbare Heranführung an komplexe Arbeitsprozesse. Die besondere Stärke liegt dabei in der didaktischen Reduktion von Komplexität, indem Arbeitsabläufe in überschaubare Lerneinheiten zerlegt werden.
In der heutigen Ausbildungspraxis zeigt sich jedoch, dass eine flexible und situationsgerechte Anwendung der Methode besonders erfolgversprechend ist. Der Transfer vom angeleiteten zum selbstgesteuerten Lernen wird durch die schrittweise Reduktion der Unterstützung gefördert. Gleichzeitig bieten die integrierten Feedback- und Reflexionsphasen wertvolle Möglichkeiten zur kontinuierlichen Verbesserung, sowohl für Auszubildende als auch für Ausbilder.
Die Sechs-Stufen-Methode sollte nicht als starres Korsett verstanden werden, sondern als anpassungsfähiges didaktisches Werkzeug. Je nach Lerngruppe, Ausbildungsinhalt und vorhandenen Ressourcen kann sie modifiziert und mit anderen Methoden kombiniert werden. Besonders in der zunehmend digitalisierten Arbeitswelt ist es wichtig, traditionelle Methoden wie die Sechs-Stufen-Methode durch moderne didaktische Ansätze zu ergänzen, ohne deren bewährte Struktur aufzugeben.
Ausbilder, die die Sechs-Stufen-Methode beherrschen und sie flexibel mit anderen Lehrmethoden kombinieren können, verfügen über ein vielseitiges didaktisches Repertoire. Dies ermöglicht ihnen, individuell auf verschiedene Lerntypen einzugehen und den Herausforderungen der modernen Berufsausbildung gerecht zu werden. Letztendlich bleibt die Sechs-Stufen-Methode ein zeitloses Fundament der beruflichen Bildung, das durch kreative Kombinationen und Anpassungen seine Wirksamkeit auch in der Zukunft behalten wird.